Talsperrenleitzentrale
des Ruhrverbands

Regenreicher Frühling: Ruhreinzugsgebiet verzeichnete nassesten März seit 25 Jahren

Montag, 12. Juni 2023 (13:00 Uhr)

Aufsummiertes Niederschlagsdefizit aus den letzten 15 Jahren bleibt dennoch bestehen


Größer hätte der Unterschied zwischen dem diesjährigen März und dem März des Vorjahres kaum sein
können: 147 Millimeter Niederschlag f ielen 2023 im ersten Frühlingsmonat im Ruhreinzugsgebiet, das ist
mehr als das Achtf ache der März-Monatssumme vom vergangenen Jahr. Damit ist der diesjährige März
nach den Auswertungen des Ruhrverbands der nasseste seit 25 Jahren, während es der letztjährige mit
gerade einmal 18 Millimetern Niederschlag im Gebietsmittel in die Top 5 der trockensten Märze seit
Auf zeichnungsbeginn geschaf f t hatte.

Überhaupt verzeichnete das gesamte Frühjahr 2023 deutlich üppigere Niederschläge als gewöhnlich, denn
auch der April und der Mai waren um 14 bzw. 19 Prozent nasser als im jeweiligen langjährigen Mittel. In
Summe f ielen im Frühling 2023 im Einzugsgebiet der Ruhr 318 Millimeter Niederschlag , das ist f ast doppelt
so viel wie im Vorjahresf rühling und gut ein Drittel mehr als im Durchschnitt der Jahre 1927 bis 2022.
Und dennoch: Obwohl dieses nasse Frühjahr auf einen ebenf alls nassen Wint er 2022/23 f olgt, f ehlen im
Ruhreinzugsgebiet mittlerweile rein rechnerisch 125 Prozent eines durchschnittlichen Jahresniederschlags.
Dies begründet sich in immer wieder auf tretenden und teils langanhaltenden Perioden zu geringer
Niederschläge in den vergangenen 15 Jahren. Für dieses auf summierte Def izit, das sich vor allem in den
tief eren Bodenschichten und bei der Grundwasserneubildung bemerkbar macht, waren die letzten nassen
Monate kaum mehr als ein Tropf en auf dem heißen Stein.

Auch wenn der Frühling 2023 vielen nicht nur zu nass, sondern auch zu kalt vorkam, lagen die
Temperaturen bloß um 0,3 Grad unter dem Mittel des Vergleichszeitraums 1991 bis 2020. Am größten war
die Abweichung im April, der 1,6 Grad kälter war als im langjährigen Monatsmittel des Vergleichszeitraums.
Der März war dagegen etwas zu warm (um 0,6 Grad), der Mai ziemlich genau im Durchschnitt.

Interessant ist jedoch der Vergleich mit dem vorangegangenen 30-Jahres-Zeitraum 1961 bis 1990, der in
der Meteorologie als Ref erenzperiode f ür die Temperaturen vor Beginn der Klimaerwärmung
herangezogen wird: Demgegenüber war das diesjährige Frühjahr nämlich nicht zu kalt, sondern im
Gegenteil um 1,7 Grad zu warm.

Zuschusspf licht aus den Talsperren war in diesem Frühjahr weder am Pegel Villigst noch an der
Ruhrmündung erf orderlich, die vorgeschriebenen Mindestabf lüsse wurden zu jeder Zeit eingehalten.
Hingegen gab es zwei jahreszeittypische Hochwasserereignisse Mitte März (mit einem Scheitel von
370 Kubikmetern pro Sekunde am Pegel Hattingen am 11. März gegen Mitternacht) und Anf ang April (mit
einem Scheitel von 319 Kubikmetern pro Sekunde am Pegel Hattingen am 2. April zur Mittagszeit).
Der Gesamtf üllstand aller Talsperren stieg bis April an und erreichte am 4. April 2023 inf olge des
Hochwassers mit 96,4 Prozent den bisher höchsten Wert in diesem Jahr. Da die Witterung nass blieb und
weitere Hochwasser nicht auszuschließen waren, wurde der Stauinhalt darauf hin etwas reduziert und stieg
bis Anf ang Mai neuerlich geringf ügig an. Für geplante Baumaßnahmen waren danach erneute
Reduzierungen an einzelnen Talsperren notwendig, sodass das Talsperrensystem zum Ende des
Frühlings am 31. Mai einen Füllstand von gut 94 Prozent auf wies, 5 Prozent über dem langjährigen Mittel
f ür diese Jahreszeit.

Aktuell sind in den Talsperren etwas über 10 Millionen Kubikmeter Wasser mehr gespeichert als vor einem
Jahr um diese Zeit. Damit ist das Talsperrensystem f ür eine Phase mit möglicher Zuschusspf licht in den
kommenden Monaten gut auf gestellt. Zeitgleich ist Freiraum zur Auf nahme von Wasser in den Talsperren
vorhanden, um etwaige Hochwasserereignisse mindern zu können.

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