Talsperrenleitzentrale
des Ruhrverbands

Kalenderjahr 2023 war das nasseste in den Aufzeichnungen des Ruhrverbands

Mittwoch, 10. Januar 2024 (11:00 Uhr)

Zugleich hält es gemeinsam mit 2022 den Wärmerekord im Ruhreinzugsgebiet

 

Auch wenn die meisten von uns das kürzlich zu Ende gegangene Kalenderjahr 2023 als äußerst

ungemütlich in Erinnerung behalten werden: An den Temperaturen hat es nicht gelegen. Mit einer

Jahresmitteltemperatur von 10,2 °C belegte 2023 gemeinsam mit 2022 den Spitzenplatz in der

Rangliste der wärmsten Kalenderjahre seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen im Jahr 1881.

Auf Platz zwei folgt das Jahr 2020 mit 10,1 °C und auf Platz 3 das Jahr 2018 mit 10,0 °C.

 

2023 war allerdings (und das erklärt die kollektive Wahrnehmung schon eher) in Sachen Nässe

ebenfalls Spitze. Mit 1.466 Millimetern Jahresniederschlag im Gebietsmittel, 40 Prozent über dem

langjährigen Durchschnitt, belegte das Jahr unangefochten Platz 1 der nassesten Kalenderjahre seit

Beginn der Niederschlagsaufzeichnungen beim Ruhrverband im Jahr 1927. Damit brach 2023 einen

Rekord, der immerhin 58 Jahre (seit 1965, damals 1.415 Millimeter) Bestand gehabt hatte.

 

Wer allerdings glaubt, dass es damit nun wirklich genug geregnet habe, sollte sich vor Augen führen,

dass die 14 Jahre vor diesem extrem nassen Jahr 2023 allesamt zu trocken waren. Das in dieser

Zeit aufgebaute Niederschlagsdefizit wurde in den letzten Monaten zwar vermindert, summiert sich

aber immer noch auf 1.065 Millimeter – etwa ein durchschnittlicher Jahresniederschlag. Anders

ausgedrückt: Um dieses Defizit vollständig auszugleichen, müsste es weitere zweieinhalb Jahre

so nass bleiben wie 2023!

 

Der niederschlagsreichste Monat im letzten Jahr war der Dezember mit 202 Millimetern im

Gebietsmittel. Eine ergiebige Dauerregenlage vor und über Weihnachten führte zur höchsten

Hochwassersituation des Jahres (652 Kubikmeter Durchfluss pro Sekunde und 601 Zentimeter

Wasserstand am Pegel Hattingen an Heiligabend). Weitere, allerdings kleinere Hochwasserlagen

mit jahreszeittypisch erhöhten Abflüssen wurden Mitte Januar, Anfang Februar, Mitte März und

Anfang April 2023 registriert.

 

Da (mit Ausnahme des Monats Juni) auch gerade der Sommer 2023 überdurchschnittlich nass war,

musste der Ruhrverband erstmals seit 2017 keine Reduzierung der Grenzwerte zur Einhaltung der

Mindestabflüsse in der Ruhr beim NRW-Umweltministerium beantragen. Dennoch mussten

insbesondere im Juni, Juli und September/Oktober zusätzliche Wassermengen aus den Talsperren an

das Flusssystem abgegeben werden, um die Mindestwasserführung in der Ruhr aufrechtzuerhalten.

Nach vorläufigen Berechnungen war in Villigst an insgesamt 48 Tagen im Kalenderjahr Zuschuss

erforderlich, an der Mündung an 25 Tagen.

 

Der Gesamtstauinhalt aller Talsperren im Ruhreinzugsgebiet lag zu Beginn des Kalenderjahres am

1. Januar 2023 bei 73,9 Prozent vom Vollstau, das waren 5,5 Prozent weniger als im langjährigen Mittel

und zugleich der niedrigste Füllstand des Jahres. Am 4. April 2023 erreichten die Talsperren mit

96,4 Prozent vom Vollstau (5,7 Prozent über dem langjährigen Mittel) den höchsten Gesamtfüllstand im

Kalenderjahr 2023 und wurden von Mitte Mai bis Mitte Oktober, abgesehen von einer kurzzeitigen

Unterbrechung im regenreichen August, kontinuierlich abgestaut. Im November und insbesondere im

Dezember stieg der Gesamtstauinhalt durch den Rückhalt großer Wassermengen während des

Hochwassers deutlich an und lag am 31. Dezember 2023 bei 87,5 Prozent vom Vollstau (12,2 Prozent

über dem langjährigen Mittel). Die Talsperren haben auch 2023 jederzeit genug Wasser für die

überregionale Trinkwasserversorgung und zur Einhaltung der jeweils geltenden Mindestabflüsse an der

Ruhr abgegeben.

 

Grafik: Niederschlag im Ruhreinzugsgebiet im Kalenderjahr 2023. Besonders nass waren die Monate

März, August, November und Dezember, trockener als im Mittel nur der Juni und der September.

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